Mindestens 85.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an einer Sepsis, dem schwersten Verlauf einer Infektionserkrankung – umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt. Darauf macht der Welt-Sepsis-Tag am 13. September aufmerksam. Bei einer Sepsis ist es entscheidend, den jeweiligen Erreger frühzeitig und zuverlässig zu identifizieren. Mit den bisher üblichen Methoden gelingt dieser Nachweis jedoch häufig nicht: In maximal 30 Prozent der Fälle wird ein Erreger mittels der klassischen Blutkultur identifiziert, bei bereits mit Antibiotika behandelten Sepsis-Patienten oft in weniger als 10 Prozent der Fälle. Deshalb untersucht ein deutschlandweites Projekt unter Leitung der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen, wie Patienten von einer neuen, digitalen Methode zur Erregerbestimmung profitieren. Anfang August 2023 konnte die Rekrutierungsphase dieser Studie nun früher als geplant abgeschlossen und mit der Auswertung begonnen werden. Insgesamt 410 schwer an Sepsis erkrankte Patientinnen und Patienten an über 20 deutschen Kliniken haben teilgenommen.
Die Studie „DigiSep – Optimierung der Sepsis-Therapie auf Basis einer patientenindividuellen digitalen Präzisionsdiagnostik“ untersucht, wie sich der Einsatz von digitaler Diagnostik auf die Sterblichkeit von Sepsis-Patienten, die Dauer ihrer Antibiotika-Therapie, das Risiko für ein Nierenversagen und ihre Verweildauer auf der Intensivstation auswirkt. Dazu wurde das Blut bei der Hälfte der Studienteilnehmer (n = 205) zusätzlich zu den Standardverfahren mit der Plattform DISQVER® analysiert. Mit Hilfe von Next-Generation Sequencing (NGS) und Bioinformatik kann DISQVER® innerhalb von 24 Stunden mehr als 16.000 Mikroben identifizieren, darunter 1.500 beschriebene Keime (Bakterien, DNA-Viren, Pilze und Parasiten).
„Deutlich mehr als die initial geplanten 20 Kliniken wollten im Verlauf der letzten zwei Jahre an der DigiSep-Studie teilnehmen, was das große klinische Interesse an Sepsis und digitaler Diagnostik widerspiegelt. Mein ganz besonderer Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen in den Studienzentren, die das DigiSep-Projekt mit immens viel Herzblut unterstützt haben“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Thorsten Brenner, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen. Das große Engagement trug auch dazu bei, dass die Rekrutierungsphase früher als geplant abgeschlossen werden konnte. Und dass, obwohl in jedem Studienzentrum erhebliche formelle Hürden überwunden werden mussten.
Nun folgt eine umfangreiche Auswertung der Studienergebnisse, die mehrere Monate in Anspruch nehmen wird. Hierbei wird vor allem der Einfluss dieser neuartigen Technologie auf den unmittelbaren Krankheitsverlauf, aber auch auf die Lebensqualität und die Folgekosten untersucht. Die Studienergebnisse sollen Ende 2024 veröffentlicht werden.
Über die DigiSep-Studie
Geleitet wird das DigiSep-Projekt von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen als Konsortialführer, in enger Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie & Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld, dem Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS) und dem Institut für Medizinische Biometrie (IMBI) am Universitätsklinikum Heidelberg sowie mit den Krankenkassen AOK Rheinland/Hamburg, BARMER und der Techniker Krankenkasse. Das Biotechnologie-Unternehmen Noscendo steuert als technischer Partner seine Analyseplattform DISQVER® bei.
Das DigiSep-Projekt wird vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit rund 3,1 Millionen Euro gefördert. Der G-BA ist das höchste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen. Er entscheidet darüber, welche Leistungen gesetzlich Krankenversicherte in Anspruch nehmen können.
Weitere Informationen unter www.digisep.de
Sepsis und der Welt-Sepsis-Tag am 13. September
Bei einer Sepsis, umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt, kann die körpereigene Abwehrreaktion auf eine Infektion, z. B. mit Bakterien oder Viren, so heftig ausfallen, dass Organe und Gewebe massiv geschädigt werden oder ganz versagen. Das macht die Erkrankung lebensbedrohlich. In Deutschland erkranken jährlich bis zu 300.000 Menschen an einer Sepsis; mindestens 85.000 sterben an oder mit Sepsis.
Der Welt-Sepsis-Tag findet jährlich am 13. September statt. Er soll helfen, Sepsis bekannter zu machen und so eine frühere Diagnosestellung und erfolgreichere Behandlung zu ermöglichen.
Weitere Informationen zu Sepsis:
Innovationsfondsprojekt, das zur Aufklärung bei Sepsis beitragen will
Klinisches Symposium, das am Welt-Sepsis-Tag stattfindet
www.deutschland-erkennt-sepsis.de
Kampagne des Aktionsbündnisses Patientensicherheit
Vor rund einem Jahr startete die Rekrutierungsphase der Studie namens „DigiSep – Optimierung der Sepsis-Therapie auf Basis einer patientenindividuellen digitalen Präzisionsdiagnostik“. Nun hat das Projekt unter Leitung der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen einen weiteren wichtigen Meilenstein erreicht: Seit Mitte März 2023 ist die Hälfte der geplanten 410 Studienpatienten eingeschlossen. Allein im Februar kamen 43 Patienten hinzu, sodass das Rekrutierungsziel wie geplant im Sommer 2023 erreicht werden kann.
Das Interesse an einer Teilnahme an der DigiSep-Studie war zuletzt groß. Deutlich mehr als die ursprünglich geplanten 20 Kliniken bewarben sich für eine Studienteilnahme, wovon schließlich 25 Kliniken berücksichtigt werden konnten. Das unterstreicht das große klinische Interesse an den Themen Sepsis und digitale Präzisionsdiagnostik. „Wir sind überwältigt von der Nachfrage der Kliniken nach der neuen Technologie. Mit einem derartigen Interesse hatten wir nicht gerechnet. Dies bringt zum Ausdruck, dass es hohe Erwartungen an die Diagnostik mittels Next-Generation Sequencing (NGS) gibt. Daher möchte ich mich nochmals ausdrücklich beim Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses bedanken, der das Projekt mit mehr als 3 Millionen Euro fördert“, so Univ.-Prof. Dr. med. Thorsten Brenner, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen.
Das Forschungskonsortium erwartet durch die DigiSep-Studie Erkenntnisse darüber, wie sich der Einsatz von digitaler Diagnostik auf die Sterblichkeit von Patienten mit Sepsis, die Dauer ihrer Antibiotika-Therapie und ihre Verweildauer auf der Intensivstation auswirkt. Ziel ist es, die Behandlungsmöglichkeiten bei Sepsis zu verbessern – die schwerstmögliche Verlaufsform von Infektionskrankheiten, von der allein in Deutschland jährlich mehr als 300.000 Menschen betroffen sind und 75.000 sterben.
Über die DigiSep-Studie
Geleitet wird das DigiSep-Projekt von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen als Konsortialführer, in enger Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie & Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld, dem Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS) und dem Institut für Medizinische Biometrie (IMBI) am Universitätsklinikum Heidelberg sowie mit den Krankenkassen AOK Rheinland/Hamburg, BARMER und der Techniker Krankenkasse. Das Biotechnologie- Unternehmen Noscendo GmbH steuert als technischer Partner seine Analyseplattform DISQVER bei. Bei der Hälfte der teilnehmenden Patienten (n=205) wird das Blut zusätzlich zur Routinediagnostik mithilfe von DISQVER® untersucht. Die Plattform kann innerhalb von 24 Stunden mehr als 16.000 Mikroben, darunter 1.500 beschriebene Keime (Bakterien, DNA- Viren, Pilze und Parasiten) identifizieren. Dafür wird die zellfreie DNA im Blut mittels Next- Generation Sequencing untersucht, einer neuen, besonders schnellen Methode zur DNA-Analyse. DISQVER® gleicht die Informationen aus der Probe über bioinformatische Algorithmen mit einer klinischen Genom-Datenbank ab. Innerhalb weniger Stunden herrscht so Klarheit über Art und Menge der Krankheitserreger im Blut, sodass Antiinfektiva passgenau eingesetzt werden können. Bei der anderen Hälfte der teilnehmenden Patienten (n=205) kommt lediglich die derzeitige Standarddiagnostik zum Einsatz. Unterstützt werden die behandelnden Intensivmediziner von einem infektiologischen Expertengremium.
DigiSep
c/o Universitätsklinikum Essen
Thorsten Schabelon
Tel. +49 (0) 201-723-3564
thorsten.schabelon@uk-essen.de
Universitätsklinikum Heidelberg
Doris Rübsam-Brodkorb
Tel. +49 (0) 6221-56-4537
Universität Bielefeld
Sandra Sieraad
Tel. +49 (0) 521-106-4170
AOK Rheinland/Hamburg – DIE GESUNDHEITSKASSE
Anika Jurkuhn
Tel. +49 (0) 211-8791-1236
anika.jurkuhn@rh.aok.de
BARMER
Athanasios Drougias
Tel. +49 (0) 0800-333004 99-1421
presse@barmer.de
Techniker Krankenkasse
Michael Ihly
Tel. +49 (0) 40-69 09 25 77
michael.ihly@tk.de
Noscendo GmbH
Dr. Peter Haug
T +49 (0)2066-506 8782
peter.haug@noscendo.com