Informationen zum DigiSep-Projekt für medizinisches Fachpersonal und fachlich Interessierte.
Welches Projektziel verfolgt DigiSep?
Signifikante Verbesserung des patientenindividuellen Outcomes bei Sepsis/septischem Schock durch Therapieoptimierung auf Basis einer innovativen Präzisionsdiagnostik. Das patientenindividuelle Outcome ist durch den DOOR/RADAR (Desirability of Outcome Ranking/Response Adjusted for Duration of Antibiotic Risk)-Score (kombinierter Endpunkt aus Intensivliegezeit, Antibiotikaverbrauch, Mortalität und akutem Nierenversagen) definiert.
Welche Studienhypothesen liegen dem Innovationsprojekt zugrunde
Welches Versorgungskonzept wird untersucht?
Im Rahmen der Studie wird bei den Studienteilnehmern die Präzisionsdiagnostik (CE-markierten IVD DISQVER® Erregertest) auf Basis einer Standardblutabnahme durchgeführt. Die Probe wird anschließend standardisiert an das Labor des Diagnostikanbieters (Noscendo GmbH) weitergeleitet, wo die Probenaufbereitung erfolgt. Cloudbasiert findet dann die bioinformatische Analyse der Probe statt. Humane DNA wird ausgefiltert und verworfen, anschließend werden die nicht-humanen zellfreien DNA-Fragmente mit einer proprietären Datenbank mit über 15.000 Genomen verglichen. Dies ermöglicht die Unterscheidung zwischen Kommensalen, Kontaminationen und über 1.500 relevanten Pathogenen (Bakterien, DNA-Viren, Pilze und Parasiten). Die Ergebnisse werden digital und nach höchsten Sicherheitsansprüchen gesichert direkt an den behandelnden Kliniker zurückgesendet und können somit unverzüglich in die Therapieplanung einbezogen werden. Der gesamte Prozess von der Blutentnahme bis zur Ergebnisversendung ist in weniger als 40h möglich.
Das Angebot eines infektiologischen Expertenkonsil, in dem die Befunde und daraus resultierende Therapieentscheidungen gemeinsam besprochen werden können, bietet zusätzliche Unterstützung. Hierfür wird den jeweiligen Studienzentren ein standardisierter, anonymisierter Fragebogen für die Fallvorstellung zur Verfügung gestellt, um tagesaktuell Behandlungsoptionen und Best Practices besprechen und in die Therapieplanung einfließen lassen zu können. Es werden dabei alle technischen und rechtlichen Anforderungen unter Bewahrung höchster Datenschutzstandards eingehalten. Durch die Beobachtung der post-stationären Versorgung von Patienten im Rahmen von DigiSep zu den Zeitpunkten 90 und 180 Tage nach Studieneinschluss ist gewährleistet, dass Effekte auf indirekte Kosten, die jedoch in direktem Zusammenhang mit dem stationären Aufenthalt stehen, evaluiert werden können. DigiSep stellt demzufolge eine innovative, hocheffektive und kosteneffiziente Maßnahme zur Verbesserung der stationären und ambulanten Versorgung von Sepsis-Patienten dar. Das für DigiSep gewählte Studien- und Projektdesign kann durch seinen modularen Ansatz die Umsetzung in der klinischen Realität unter Berücksichtigung der derzeitigen Versorgungsstruktur gewährleisten.
Wie lässt sich digitale Präzisionsdiagnostik von konventioneller Standarddiagnostik abgrenzen?
Die Grundlage einer adäquaten Sepsisbehandlung stellt der Erregernachweis dar, der im Falle der rein Blutkultur-basierten Diagnostik in 70 bis 90 % der Fälle nicht gewährleistet ist und damit keine patientenindividuelle Therapie ermöglicht. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass eine NGS-basierte Erregerdiagnostik eine höhere Spezifizität und Sensitivität im Vergleich zu den Kultur-basierten Verfahren zum Nachweis von Blutstrominfektionen aufweist.
Vergleich der konventionellen Tests mit der digitalen Präzisionsdiagnostik
Konventionelle Tests
Digitale Präzisionsdiagnostik mit Expertenkonsil
Blutkultur:
Falsch negativ:
Falsch positiv:
PCR-Panel:
Zellfreie DNA:
Digitale Relevanzbewertung:
Weitere Informationen unter www.noscendo.com
Wie ist das Studiendesign gestaltet?
Es handelt sich um eine klinisch prospektive, multizentrische, randomisierte, kontrollierte Interventionsstudie (RCT).
Einschlusskriterien:
Ausschlusskriterien:
Endpunkte
Weitere Informationen zur Sepsis-Diagnostik
C. Fleischmann et al., ‘Hospital Incidence and Mortality Rates of Sepsis: A…’, Dtsch. Aerzteblatt Online, Mar. 2016, doi: 10.3238/arztebl.2016.0159.
K. E. Rudd et al., ‘Global, regional, and national sepsis incidence and mortality, 1990–2017: …’, The Lancet, vol. 395, no. 10219, pp. 200–211, Jan. 2020, doi: 10.1016/S0140-6736(19)32989-7.
[S. C. C. T. SepNet Study Group - INSEP, ‘Incidence of severe sepsis and septic shock …’, Intensive Care Med., vol. 42, no. 12, pp. 1980–1989, 2016, doi: 10.1007/s00134-016-4504-3.
S. Grumaz et al., ‘Enhanced Performance of Next-Generation Sequencing Diagnostics…’:, Crit. Care Med., vol. 47, no. 5, pp. e394–e402, May 2019, doi: 10.1097/CCM.0000000000003658
Ansprechpartner für klinisches Fachpersonal
Univ.-Prof. Dr. med. Thorsten Brenner
Universitätsklinikum Essen
Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Hufelandstraße 55
45147 Essen
Tel.:+49(0) 201 7231401